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Die Haptik -

Grundlage der Arbeit am Tonfeld®

 

 

Die Haptik ist ein Feld der leiblichen Verwirklichung, dem in den Modellen und Methoden der anthropologischen Forschung, der Leib-Phänomenologie und der Begleitung von Menschen lange weder theoretisch noch praktisch eine syste-matische Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

 

Es ist dies die tief greifende Einsicht von Heinz Deuser: die Haptik als ein grundlegendes menschliches Vermögen zu erkennen und für die Begleitung von Menschen zu erschließen und systematisch zu untersuchen – und als Arbeit am Tonfeld® zu veröffentlichen

 

Das haptische Geschehen ist die wesentliche Basis allen Handelns und aller Beziehung am Tonfeld und auch allen Verstehens der sozialen Bezüge, die am Tonfeld gewissermaßen zur (haptischen) Sprache kommen. Die Haptik macht die

Arbeit am Tonfeld® in ihrer Essenz aus.

Das heißt, es geht in allen Arbeiten, der von Kindern wie der von Erwachsenen,

um diese Sprache, um das ganz grundlegende Sehen und das Verstehen dieser Sprache in ihren leiblichen, emotionalen und kommunikativ-sozialen Facetten..

 

Aber es gibt in der zugrunde liegenden Intention prägnante und bezeichnende Unterschiede.

 

Kinder verfügen meistens noch über eine flexible und miteinander verbundene Ausdrucksvielfalt von Bewegung und Berührung (also Haptik), von Bildern, Erzählungen und Geschichten mit denen sie nach Handlung und nach Kompetenzgewinn drängen. Ist diese grundlegende Fähigkeit des Ausdrucks gehemmt, suchen sie gleichwohl nach ihrer Verwirklichung. Sie suchen gute Bedingungen für ihren Handlungsaufbau und die Eingliederung ihrer sozialen Bedürfnisse.
Im Zentrum der Äußerungen der Kinder und Jugendlichen an einem Tonfeld und ihrer Begleitung steht die Entfaltung und Stärkung ihrer haptisch erprobten Handlungskompetenz, ihrer sozialen Integration und ihrer leiblich- emotionalen Gründung.

 

Erwachsene haben demgegenüber im Lebenslauf Muster des Handelns und der Beziehungen entwickelt, in denen sie sich stabilisieren und die ihnen als Überlebensleistungen dienen. Diese Handlungsmuster und Beziehungsweisen fühlen sich psychomotorisch aber oftmals wie zu eng gewordene Kleider an, von denen man gleichwohl nicht weiß, wie man sich ihrer entledigen könnte um wieder beweglich zu sein und frei atmen zu können.

Ein ganz grundlegender Zugang zu diesem Wandel ist Selbstwahrnehmung und dabei der Gewinn an eigenem, leiblich gegründeten Bewusstsein. Die Konzentration von Leiberfahrung in der Haptik und den haptischen Geschehen am Tonfeld ermöglicht Erwachsenen, im Berühren sich selbst berührt zu erleben; im Greifen sich ergreifen zu lassen und zu begreifen; im Bewegen sich als bewegt zu erleben.

Die leibseelische Bewegung erwächst aus dem haptischen Geschehen; sie ist die schöpferische Basis dafür, eine neue Beziehung zu sich und zur Welt zu erleben, auszufalten und zu erfahren. Sie ist gleichsam der Motor des Wandels von alten, auch leiblich fixierten Gewohnheiten zu neuen Freiheiten des Handelns und des Lebens in Beziehung.

 

In der Begleitung bieten Kinder also mehrere Ausdruckformen und damit Verstehensebenen und „Sprachen“ an; dabei kann ein in Bildern und psychodynamischen Erzählungen von Kindern geschulter Begleiter die besondere, schöpferische Qualität des haptischen Geschehens aus dem Auge verlieren. Es bedarf also der Vergewisserung im Sehen und im Verstehen dieser Sprache, damit ihr besonderes Entwicklung förderndes Potential in der Kinderbegleitung erhalten bleibt. Dieser Blick auf das haptische Potential wird zugleich das Erkennen der Intentionen, der Bedürfnisse und der sozialen Bezüge in den Kinderarbeiten erleichtern.

Die Arbeit von Erwachsenen ist fast ausschließlich auf den haptischen Prozess konzentriert. Begleitung erfordert deshalb eine besonders differenzierte Aufmerksamkeit und „Sprachkenntnis“ der Haptik. Wenn das Haptische so intensiv „gesprochen“ werden kann, wie das am Tonfeld möglich ist; wenn der Erwachsene sich darauf einlässt, und sich fast ausschließlich haptisch äußert; und wenn er darin vom Begleitenden verstanden wird, dann kann sich das unvergleichliche Potential dieser Arbeit, nämlich die Einsicht in das eigene Handeln, in die eigene Weltsicht und die eigene Weise der Beziehung aus der haptischen Verwirklichung entfalten. Die Übung in dieser Wahrnehmung des haptischen Geschehens ist für die Begleitung von Erwachsenen am Tonfeld die Grundbedingung.

Die Wahrnehmungsschulung in der haptischen Sprache ist also für Begleitende beider Zielgruppen unerlässlich.

 

Nun gibt es eine grundlegende Beobachtung. Wir sind zwar in jeder Begegnung mit der haptischen Sprache konfrontiert, sind auch mit einem gewissen Spektrum an funktionellen Gesten und ihren sozialen Botschaften vertraut. Zugleich ist uns in der begleitenden Wahrnehmung aber in der Regel die grundlegende Ausdruckvielfalt und Tiefe der haptischen Sprache wenig bewusst. Obwohl wir mit dieser Sprache am eigenen Leibe leben, sie selber vollziehen und am Anderen ständig sehen, und dabei auch spontan in ihrer Sinnhaftigkeit erspüren, ist uns diese haptische Sprache weitgehend nicht bewusst; sie ist damit unvertraut und auf seltsame Weise fremd.

Sie ist uns so „fremd“, wie uns unser eigenes Sprechen „fremd“ ist. Wir haben sprechen gelernt ohne bewusste Reflexion; und sowenig wie wir uns beim Sprechen zuhören und zuschauen, so wenig ist den meisten Menschen die Sprache der Hände - ihrer eigenen und die der menschlichen Gegenübers - fraglich, so wenig ist sie reflektiert, lesbar, verstehbar und bewusst, in ihrer Beobachtung kaum geschult.

 

In seinen Forschungen hat sich Heinz Deuser auf dieses Phänomen der haptischen Sprache konzentriert; er hat ihr Potential für Entwicklungsbegleitung und für Wahrnehmungsveränderung erfasst und in einen methodischen Rahmen – die Arbeit am Tonfeld® – gebracht; er hat diese Sprache gewissermaßen „entschlüsselt“ und ihre Gesten und Gestaltungen bewusster Beobachtung zugänglich gemacht.

 

Diese Sprache für eine Entwicklungsbegleitung zu lernen, fordert die Fähigkeit heraus, aus mehreren Blickwinkeln auf ein haptisches Geschehen zu schauen.

 

Zunächst gilt es, die haptische Sprache als eine eigene Form, als einen Ausdruck des Umgangs der Hände mit einem Anderen (hier dem Material und Rahmen des Tonfeldes) sehen zu lernen. Das heißt - wenn man es mit Sprechsprache vergleicht - ihre Laute, ihre Töne, ihre Buchstaben, ihre Wörter aufzunehmen; oder übersetzt in die Haptik, sie in ihren Gesten, in den Greifakten, in den Berührungen des Tastens und Streichens, in den Qualitäten dieser einzelnen Elemente des Sprechens der Hände aufzunehmen.

 

Die Haptik hat darauf aufbauend ihre Handlungsmuster, also haptische „Wortfolgen“, die sich mit der Entwicklung der ganzleiblichen Sensomotorik ausbilden und sie abbilden.

Die Haptik und die Entfaltung der Hände hat also eine unmittelbare Verbindung zu dem ganzleiblichen Entwicklungsgeschehen. Die Hände regen in ihrer Betätigung gesamtleibliche Vorgänge und ein sinnliches Erleben an und sie nehmen ihrerseits Impulse aus dem ganzen Leib auf und äußern sie gegenüber einem Objekt, hier einem Tonfeld. Dieses Feld ist formbar, nimmt also die Impulse als Spuren auf und spiegelt sie. Haptik ist ein zentrales, Gestalt bildendes und ICH förderndes Organ des Leibes; es regt Bewusstsein an: kein Begreifen ohne Greifen; kein leibseelisches Bewegtsein ohne Bewegung.

 

Die Haptik hat ihre eigentümlichen Beziehungsmuster. Als leibliche Sprache speichert, erinnert und bringt sie zum Ausdruck, was in einem menschlichen Dasein, in sozialen Beziehungen und Handlungsbedingungen erlebt wurde, was sich als Erfahrungen leiblich niedergeschlagen hat, was im Leibgedächtnis aufbewahrt wurde.

Die Haptik ist also nicht ohne ihren ganzleiblichen Bezug zu verstehen und sie sollte in diesem Zusammenhang lesbar werden. Sie „berichtet“ von komplexen sozialen und emotionalen Erfahrungen, von Förderungen und Hemmungen, von erfüllten Beziehungen und von sozialen Vernachlässigungen. Die Haptik kann also, - wenn wir sie zu lesen lernen - ein Instrument der sozialen Diagnostik werden.

 

Dieses „Lesen“ besteht einerseits in einer nüchternen Beobachtung, andererseits in einer beweglichen Übersetzung von haptischer Sprache in soziale Sprache.

Hierbei ist die innere Struktur der Haptik hilfreich. Denn die Haptik als Sprache hat auch ihren besonderen Bedeutungsgehalt und ihre eigene „Grammatik“, das heißt sie hat eine innere Ordnung, in der Gesten, die Berührungen, die Greifakte und ihre Bezüge zueinander geordnet sind

Diese Struktur wird im Laufe der sensomotorischen Entwicklung allmählich aufgebaut. Sie hat also altersbedingte Formungen; deshalb lassen sich Gestaltungen von Handlungen in ihrer Qualität am Tonfeld bestimmten Altersphasen zuordnen. Das gilt auch für die Weisen, in denen am Tonfeld Beziehungen aufgenommen und gestaltet werden. Sie spiegeln die Entfaltungsmöglichkeiten der Beziehungsfähigkeit und der Beziehungswünsche und verweisen auf die Alters-Phasen, in denen sie erworben oder auch vernachlässigt wurden.

 

Diese Vielschichtigkeit der haptischen Sprache hat Heinz Deuser nun über dreißig Jahre lang erforscht. Er hat seine Einsichten in die innere Qualität, in den Aufbau und in die soziale Bedeutung dieser haptischen Sprache geordnet und verdichtet und die Essenzen und die innere Logik dieser breit gefächerten Sprache dargestellt. Die von ihm entwickelten Modelle von grundlegendem Erleben, von Handlungsgestaltung und Beziehungsweisen verweisen zugleich auf strukturelle Parallelen und Verwandtschaften mit anderen Modellen der Entwicklungsbegleitung und anthropologischen Erkenntnissen über Handeln und Beziehung.

 

Um diese Tabellen zu nutzen, müssen die darin enthaltenen Qualitäten des haptischen Ausdrucks aufgesucht und gleichsam in die ursprüngliche Form und Qualität des haptischen Sprechens „übersetzt“ werden. Dabei ist das Lesen mehr als eine optische, eine kognitive und eine emotional begleitete Kompetenz; dieses „Lesen“ braucht die Sensibilität leiblicher Empfindung und Resonanzfähigkeit. Lesen lernen ist hier also auf neue Weise ein leibliches Geschehen; um dieses als Fähigkeit auszubilden und spürfähig zu erhalten, sind Begleitende angeregt, selbst grundlegende Erfahrungen am Tonfeld in eigenen Prozessen aufzunehmen.

 

Eine Grundausbildung zur Begleitung in der Arbeit am Tonfeld besteht darin, die Grundlagen dieser dieser haptischen Sprache anzueignen und zu verstehen. Sie schult die leibliche Resonanzfähigkeit der Begleitenden und öffnet zugleich den Blick auf den Horizont verschiedener strukturell verwandter Entwicklungstheorien, die zum weiteren Verständnis und der Eingliederung dieser haptischen Sprache in die soziale und emotionale menschliche Entwicklung dienlich sind.

 

Aufbaukurse widmen sich der jeweiligen Besonderheit in der Begleitung von Kin-dern und Jugendlichen sowie in der Begleitung von Erwachsenen.

Grundlegend geht es bei Kindern und Jugendlichen um den Handlungsaufbau, eingebettet in soziale und emotionale Beziehungsentwicklung.

In der Arbeit am Tonfeld Erwachsener geht es insbesondere um die Möglichkeiten der eigenen, individuell erworbenen und gestalteten und der persönlich verantworteten Beziehungsentfaltung,eingebettet in die individuellen Handlungs-fähigkeiten.

 

Anna Dorothea Brockmann

Bremen, September 2010

 

 

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